Erster Einsatz im KMKM Krankenhaus, Stone Town, Sansibar im Zeitraum vom 13.05. – 28.05.2022
Am 13.05. ging die Reise für unseren ersten Einsatz ausserhalb vom Festland Tansania´s los. Das Team bestehend aus Dr. Christiane Schilling, Dr. Jörg Seewald, Dr. Frank Klemm, Ramona Selke und Patrick Reinhold reiste aus Frankfurt oder Berlin kommend, am Samstag früh morgens, den 14.05.22 um 8 Uhr an. Die Einreise auf Sansibar gestaltete sich im Vergleich zu frühreren Einsätzen relativ entspannt. Man hatte neben dem normalen Pass- und Visawahnsinn keine Probleme alle mitgenommenen Medikamente, Ausrüstungen oder auch OP-Utensilien durch die Einreisekontrolle zu bekommen. Da war schon ein leichter Hauch von „Hakuna Matata“ zu erkennen.
Nachdem wir am Flughafen von Robert, unsere große Unterstützung vor Ort, begrüßt wurden, ging es direkt ins Militärkrankenhaus KMKM in Stown Town, um alle Materialien auszupacken und die Geräte, die wir von unserem Händler ETO oder aus Puma vor Ort hatten, vorzubereiten.
Wir machten Bekanntschaft mit dem Personal vor Ort und wurden herzlich empfangen. Die einzelnen Untersuchungsräume wurden, seit dem ersten Besuch im Februar, erstaunlich gut zurecht gemacht.
Ramona und Jörg haben sich im OP mit den Gegebenheiten und Personal vertraut gemacht und Christiane, Frank und Patrick haben sich der Technik und den Abläufen in den Untersuchungsräumen gewidmet. Es wurde die Spaltlampe und das neue Autorefraktometer begutachtet und natürlich hat nicht alles funktioniert, so dass wir bei dem Autorefraktometer noch einmal ETO kontaktieren bzw. den anwesenden Techniker um Unterstützung baten mussten. Das Ergebnis war, das ETO uns für den kommenden Montag und damit den ersten Tag mit Patienten, ein neues Gerät zum Austausch versprochen hat. Auch bei der Spaltlampe war nciht alles einwandfrei, so dass auch hier Handlungsbedarf von Nöten war. Dann haben wir noch die mitgebrachten Brillen nach Stärke sortiert und vorbereitet, um schneller die Patienten am Untersuchungstag mit geeigneten Gläsern versorgen zu können. Nach 14 Stunden Flug und einigen Stunden der Vorbereitung im Hospital konnten wir dann endlich unsere Unterkunft beziehen und ein wenig uns von dem ersten Tag erholen.
Den Sonntag konnten wir gut nutzen, um uns zu regenieren und die Insel bei einem Ausflug zum Strand nach Kiwengwa etwas besser kennenzulernen.
Der darauffolgende Montag fing schon sehr verheißungsvoll an, als wir mitten im morgendlichen Frühstück ein Anruf bekamen, dass wir schnellstmöglich kommen müssten, da uns der Commodore (Flottenadmiral) erwartete. In einer halsbrecherischen Fahrt raste unser Fahrer zum Hospital. Alles wurde liegen gelassen und ohne einen Bissen, wurden wir zum Krankenhaus gefahren. Wir trafen gleichzeitig mit dem Commodore. Dort angekommen, empfang uns eine riesige Menschenmenge aus gleichgekleideten Angestellten und wartenden Patienten bestehend.
Wie sich schnell herausfand war es der Auftakt zum „EYE CAMP“ und zu unseren Ehren, der mit Fernsehkameras und riesigem Aufgebot organsiert wurde. Wir bekamen alle eigenen T-Shirts mit dem eigensentworfenen „Vision for Puma“-Logo und dem Logo der Admiralität.
Auf dem Hof wies uns ein „netter“ Mann in Uniform unseren Platz zu. Nach einigen Minuten des Ordnens, kam der Commodore mit viel Aufwand und TamTam vorgefahren. Nach dem Aussteigen und einen kurzen Gruß an die Massen, kam er auf uns zu und begrüßte uns jeden freundlich mit Handschlag. Das „EYE CAMP“ wurde offiziell eröffnet.
Nach der Begrüßung sind wir alle ins Gebäude und in einen Besprechungssaal gegangen, wo der Commodore eine Rede für uns gehalten hat. Auch unser Vorstitzender Dr. Frank Klemm, kam in den Genuss, ein paar Worte vor laufender Kamera an die beiwohnende Gesellschaft zu richten.
Danach gingen wir wieder auf den Hof, wo der Commodore noch einmal eine ausführliche Rede und Vorstellung an die wartenden Patienten gegeben hat. Im Anschluss gingen wir gemeinsam in das Gebäude und der Commodore, der sehr interessiert war, ließ sich alle Untersuchungseinrichtungen und Geräte erklären. Als dieser Prozess auch beendet wurde, ging es dann endlich los und wir konnten die ersten Patienten untersuchen und die ersten Patienten für die OP`s selektieren und vorbereiten.
Nachdem der erste Tag, der um 8 Uhr gestartet war und gegen 18:30 Uhr endete, konnten wir knapp 90 Patienten ophthalmologisch untersuchen, Brillen anpassen und ca. 8 OP´s durchführen. Dieses Arbeitspensum und Anzahl von ca. 100 Patienten wurde jeden Tag der nächsten Arbeitstage erreicht und bedeutet gleicheitig eine große Leistung für uns, aber auch für die Angestellten der Klinik, die uns tatkräftig unterstützten.
Am Dienstag wurden wir zu einer Beratung in das Zimmer der Leiterin des Hospitals gerufen. Es wurde uns mitgeteilt, dass für das „EYE CAMP“ nur 3 Tage eingeplant waren und wir für die anfallenden Kosten für die Beteiligung rund 2.500,00 US $ zahlen sollten. Auf unsere Erläuterung hin, dass für 3 Tage unser Aufenthalt zu kostenintensiv sei, wurde der Commodore noch mal um persönliche Erklärung ersucht. Im Ergebnis stimmte er in einem persönlichen Gespräch der Verlängerung unseres Aufenthaltes und einer Nichtzahlung des Betrages zu.
Die Patientenzahlen an den darauffolgenden Tagen zeigten, dass diese Entscheidung absolut sinnvoll war. In den ersten Tagen war erschwerend, dass wir erst eine Struktur in die Untersuchungs- und Operationsabläufe bringen mussten, wobei diese sich dann allmählich durchsetzen ließen. Am darauffolgenden Montag, den 23.05.22 konnte ein weiterer großer Moment für den Verein erzielt werden. Es wurde die offizielle Vertragsunterzeichnung zwischen dem Commodore und den Vertretern des Hospitals sowie dem Vorstand des Vereines vorgenommen.
Am „EYE CAMP“ nahm auch der Chefarzt Dr. Ahmed M. Muumin des größten Hospitals (MNzi Mnoja Hospital) auf Sansibar teil. Frank wurde zur Klinikbesichtigung eingeladen und konnte sich am Donnerstag einen guten Überblick über Gerätschaften und örtlichen Räumlichkeiten verschaffen. An der Klinik operieren 2 Ärzte an 2 Tagen in der Woche ca. 10 Patienten. Die Katarakt-OPs werden in Phakotechnik ausgeführt. Die entsprechenden veralteten Techniken, vorwiegend aus chinesischer Produktion sowie einige Topcon-Geräte, stehen dafür zur Verfügung.
Am Freitagmittag stand das Abschluss-Meeting an. Alle Teilnehmer am „EYE CAMP“ trafen sich wieder im Versammlungsraum des Hospitals und der stellv. Commodore hielt die Abschlussrede in Suaheli. Frank konnte in einer kurzen Ansprache über die Ergebnisse der untersuchten (680) und der operierten (130) Patienten berichten. Darüber hinaus wurden ca. 420 Brillen ausgegeben (davon 176 Lesebrillen, 162 Brillen für die Ferne und 82 Sonnenbrillen). Die vielen ausgegebenen Medikament sind in der Statistik nicht erfasst. Gleichzeitig wurde von Frank auf die weiteren Camps und deren Verbesserungen hingewiesen Am Schluss des Meetings überreichte der Commodore unserem Team ein Dankesschreiben.
Der Nachmittag klang aus mit einem sehr schönen Bootsausflug der Flotte von Sansibar. Wir konnten gemeinsam mit einer kleinen Gruppe des KMKM die noch vorhandenen und einsetzfähigen Boote aus der DDR-Zeit der Marine bewundern und fuhren anschließend mit einem Schnellboot zur Graves- und zur Gefängnisinsel vor Sansibar.
Trotz der großen Anzahl der Patienten konnten wir 4 unserer Helfer aus dem KMKM-Team an den Geräten trainieren. In der Ambulanz waren das Mrs. Fatma, Dr. Idrisa und Dr. Ali, alle 3 sind ausgebildete Medical Ophthalmic Officer, die an den Geräten A-Scan, REF/KERA-Gerät, Lensmeter sowie in der Anpassung einfacher Brillen trainiert wurden. Im Augen-OP wurde der OP-Ass. Baker in die Instrumenten-Techniken eingewiesen.
Auf Grund der Vielzahl der Voruntersuchungen, besteht momentan eine Warteliste von über 65 potentiellen Kataraktpatienten, die eine Notwendigkeit von weiteren Einsätzen und Besuchen vorraussetzt.
Bevor wir am Samstagabend zurückfliegen konnten war ein Resümee und relaxen am Pool der Lodge angesagt.